Prinzipienerklärung der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen
Im September 2005
Ziele:
Unser Ziel ist eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne Grenzen, Klassen und Staaten auf Grundlage der freien Vereinbarung, der gegenseitigen Hilfe und des anarchistischen Die Föderalismus, der durch gebundene Mandate seitens der Basis gekennzeichnet ist.
Diese Gesellschaft soll pluralistisch sein, damit unterschiedliche Lebensentwürfe und kollektive Grundordnungen gleichberechtigt – verbunden durch den Föderalismus – erprobt, gelebt und umgesetzt werden können.
Da wir jede Herrschaft über und Ausbeutung von Menschen ablehnen, setzen wir uns ein für die Abschaffung aller Formen von Herrschaft und Ausbeutung in kultureller, politischer, sexueller, sozialer, wirtschaftlicher oder sonstiger Hinsicht. Dies beinhaltet die Ablehnung von Hierarchien und Totalitarismen in jeder Form.
Wir treten ein für eine bedarfsorientierte und umweltverträgliche Nutzung der natürlichen Ressourcen.
Menschenbild:
Wir sind der Überzeugung, daß wir Menschen prinzipiell in der Lage sind, eigenständig selbstbestimmt in einer freien Gesellschaft zu leben und verantwortungsbewußt zu handeln.
Die gegenwärtige Unfähigkeit, tatsächlich in einer herrschaftsfreien Gesellschaft zu leben und der Unwille, sich auf eine solche einzulassen, sind nicht auf die ”Natur des Menschen” zurückzuführen. Vielmehr sind Erziehung, Förderung, Sozialisation und die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rahmenbedingungen, in denen ein Mensch aufwächst und lebt, entscheidend. Dabei nehmen wir uns selbst nicht aus.
Wie wir unsere Ziele erreichen wollen:
Aktionsformen:
Grundlage unseres Handelns ist es, weder Herrschaft erleiden noch Herrschaft auszuüben zu wollen. Dieser Haltung verleihen wir u.a. Ausdruck durch unsere gegenseitige Hilfe, unsere Verweigerung herrschaftlichen Institutionen gegenüber, Ungehorsam jeglicher Art, die Durchführung direkter Aktionen und Demonstrationen, das Ausleben und Umsetzen unserer Kreativität, ein konkretes Erproben anarchistischer Lebenswirklichkeiten und anarchistischer Alltagskultur sowie die herrschaftsfreie Selbstorganisation auf Grundlage des anarchistischen Föderalismus. Aus der Selbstorganisation der Betroffenen und Interessierten soll die revolutionäre Selbstverwaltung aller kollektiven Lebensbereiche (Produktions- und Reproduktionsstätten, Kommunen, Stadtteile, …) erwachsen.
StellvertreterInnenmodelle und die Bildung von Parteien – wie in ausbeuterischen Wirtschaftssystemen und im Parlamentarismus üblich – lehnen wir ab, da diese im Widerspruch zu unseren Vorstellungen einer herrschaftsfreien Gesellschaft stehen.
Verhältnismäßigkeit der Mittel:
Der Zweck “heiligt” nicht immer die Mittel! Die Wahl der Mittel leitet sich von unseren Zielen ab. Sie steht in direktem Verhältnis zu den gegebenen Umständen und hängt von der konkreten Situation ab.
Wege zur Erreichung einer herrschaftsfreien Gesellschaft:
Das FdA will auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens an die föderalistischen Ideen anknüpfen und sie den Erfordernissen der heutigen Zeit anpassen. Im anarchistischen Föderalismus sehen wir die Grundlage einer wirklichen und dauerhaften Selbstbestimmung, die allein die Gewähr für Freiheit, Gleichheit und Solidarität gibt.
Wir streben keine Übernahme, sondern die Abschaffung der politischen Herrschaft an.
Wir wollen keinerlei Vorschriften machen, ob der Zustand der Anarchie individualistisch, mutualistisch, kollektivistisch, kommunistisch, syndikalistisch etc. angestrebt werden soll, solange der Weg mit unseren generellen Grundsätzen vereinbar ist. Das FdA sieht seine Aufgabe darin, eine mögliche Anlaufstelle für alle AnarchistInnen zu sein, zwischen den verschiedenen Ideenströmungen im Anarchismus zu vermitteln, um eine richtungsübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Warum wir uns organisieren:
Erst Gemeinschaften ermöglichen die gegenseitige Hilfe und bilden die Grundlage, auf der eine anarchistische Gesellschaft wachsen kann. Informelle, unverbindliche Zufallsbegegnungen sind für diese Gemeinschaften nicht ausreichend. Deshalb organisieren wir uns, um Solidarität zu leben, Mut zum Handeln zu geben und die Wirksamkeit unseres Handelns zu steigern. Organisierung erleichtert die weltweite Kommunikation und ist Voraussetzung für die Koordination gemeinsamer Aktivitäten. Sie erleichtert die Vermittlung von Inhalten und Positionen und bildet einen Rückhalt für das Ersetzen der bisherigen staatstragenden Bildungssysteme durch anarchistische Alternativen. Dazu gehört auch die Möglichkeit des Auslebens und Umsetzens von Kreativität. Daher sehen wir in einer föderativen anarchistischen Organisierung eine langfristige Perspektive über spontane Zusammenschlüsse und Einpunktbewegungen hinaus. Sie ist eine gemeinsame soziale Basis für anarchistische Gesellschaften, ein konkretes Erproben anarchistischer Lebenswirklichkeiten und anarchistischer Alltagskultur.
Das FdA hat das Ziel, den Aufbau einer deutschsprachigen anarchistischen Föderation voranzutreiben.